Das Gendarmeriekommando Berlin, 1945-1994 (1)

Im rauchenden Krater Berlins, inmitten der Überreste des besiegten Reiches, treten französische Gendarmen in die Fußstapfen der Besatzungstruppen. Im Camp Foch stationiert, sind sie zunächst eine Kraft, die den Auftrag hat, dem Chaos eine Ordnung aufzuzwingen. Doch als sich ein „Eiserner Vorhang“ über den Kontinent senkt, erfährt ihre Mission eine dramatische Wende.

Photographie aérienne (oblique) par un Mosquito de l’unité cinéma et photo de la Royal Air Force montrant une zone située entre Friedrich Hain et Lichtenberg, à Berlin
Luftaufnahme (schräg) von einer Mosquito der Film- und Fotoabteilung der Royal Air Force, die ein Gebiet zwischen Friedrichshain und Lichtenberg in Berlin zeigt – RAF Photo
Défilé du 159e RI Alpine devant le Reichstag (1946) — Photo Abraham Pisarek
Parade des 159. Gebirgsjägerregiments vor dem Reichstag (1946) — Foto: Abraham Pisarek 
Les généraux alliés défilant en secteur britannique en 1946 — Photo © Deutsche Fotothek
Einmaliger gemeinsamer Aufmarsch der Sektorenbefehlshaber in Berlin – Foto Deutsche Fotothek

Alles beginnt in der Apokalypse von 1945. Ausgesandt, um in der gefallenen Hauptstadt des Reiches Ordnung zu schaffen, beziehen sie ihr Quartier inmitten der Trümmer. Doch die Geschichte gönnt ihnen keine Atempause. Als der Kalte Krieg die Welt entzweit, verwandelt sich ihre Rolle im Herzen des europäischen Pulverfasses. Fast fünfzig Jahre lang sollten ihr Schicksal und das Berlins eins sein.

Sie standen an vorderster Front während der beiden großen Krisen, die die Legende der Stadt prägten: die Blockade von 1948, der sie mit der Luftbrücke widerstanden, und der Bau der Mauer 1961, wo sie zu Wächtern der freien Seite wurden. Tag für Tag trugen sie dazu bei, diese Insel der Demokratie im Angesicht des Totalitarismus zu bewahren.

Der Fall der Mauer 1989 war nicht das Ende ihrer Mission, sondern ihr Triumph. Ihr Abzug 1994 schloss ein einzigartiges Kapitel: das von Siegern, die Berlin ein halbes Jahrhundert lang auf dem langen Weg zur Freiheit und zu seiner vollen Souveränität begleitet hatten.

Zuerst Besatzer, dann Beschützer. Schließlich Gäste. Das ist die unglaubliche Odyssee der französischen Gendarmen in Berlin. Anmerkung der Redaktion

Von Benoît Haberbusch (*)Melun, 8. Oktober 2025 — (Transkription einer Konferenz im Museum der Alliierten in Berlin)

Einleitung

Am Ende des Zweiten Weltkriegs schickt die französische Gendarmerie Männer, die den französischen Soldaten folgen, die gekommen sind, um einen Teil von Berlin, der ehemaligen Nazi-Hauptstadt, zu besetzen. In diesen Ruinen werden die Gendarmen Zeuge, wie vor dem Hintergrund des Kalten Krieges eine Stadt mit einem einzigartigen Status aufgebaut wird. Diese Männer verbanden ihr Schicksal fast ein halbes Jahrhundert lang mit dieser Stadt.

I- Standort und versetzungen der Gendarmerieabteilung in Berlin

Im Juli 1945 kamen die ersten französischen Truppenteile in Berlin an und ließen sich in den von den Sowjets zugestandenen Bezirken Wedding und Reinickendorf nieder. Die Gendarmeriekräfte setzten sich während der gesamten Zeit aus Gendarmen und republikanischen

Gardisten zusammen.[01] Das Gendarmeriekommando Berlin (D.G.B.) wird zunächst von der 1. Gendarmerielegion Neustadt in Westdeutschland verwaltet, bevor es am 1. Juli 1946 seine administrative Autonomie erlangt. Die Einheit richtet sich zum Teil in Holzbaracken ein, die einst der Luftwaffe gehörten. Der Stützpunkt erhält den Namen Camp Foch.

Visite des généraux Bezegher et Manceaux-Demiau — Archives © Gendarmerie Nationale (15.3.1954)
Besuch der Generäle Bezegher und Manceaux-Demiau – Archiv © Gendarmerie Nationale (15.3.1954)

Das D.G.B. besteht aus einem Stab, einer Abteilung der Gendarmerie départementale (mit drei Territorialbrigaden in Frohnau, Wedding und Reinickendorf und einer Reservebrigade in Wedding), einer Sicherheitsstaffel und der 13e “escadron mobile” (mobile Schwadron). Die erste Zeit in der zerstörten Stadt ist schwierig. Es fehlt an allem. Die wenigen bereitgestellten Fahrzeuge sind unzureichend und reparaturanfällig. Die Bewaffnung ist nicht für den Dienst geeignet.

Während die Einrichtungsphase kaum abgeschlossen ist, belastet der internationale Kontext die Organisation der Entsendung. Einerseits führen die Probleme, die die Siedler in den französischen Besitzungen außerhalb des Kontinents haben, zu regelmäßigen Personalabzügen. Diese Abstellungen für mehr oder weniger lange Aufenthalte stören den Dienst, indem sie die Einheiten desorganisieren und ihnen ihre Spezialisten (Fahrer, Funkgeräte…) entziehen. Vierzehn Unteroffiziere werden in Indochina getötet und ein Offizier stirbt 1961 in der A.F.N.[02]

Les gendarmes sont intégrés à la défense alliée (13e EM) — Archives © Gendarmerie Nationale
Die Gendarmen sind Teil der alliierten Verteidigung (13. MG) —Fotoarchiv © Gendarmerie Nationale

Andererseits führen die mit dem Kalten Krieg verbundenen Bedrohungen zu mehreren Anpassungen. Berlin wird zum wahren Barometer der Ost-West-Beziehungen und kristallisierte die Spannungen zum jeweiligen Zeitpunkt heraus. Die Blockade von 1948-1949 ist ein echter Schock für die Gendarmen, die sich von der « freien Welt » isoliert sehen.

Manœuvres du P.A.M. avec le 17e RGP (02.1986) — Archives © Gendarmerie Nationale (Berlin)
Manöver der P.A.M. mit dem 17. RGP (02.1986) — Archiv © Gendarmerie Nationale (Berlin)

Dieses Ereignis hat zwei wichtige Folgen. Am 1. Mai 1948 wird das D.G.B. durch eine neue Staffel verstärkt. Außerdem führt die enorme Entwicklung Flughafens Berlin-Tegel zur Schaffung eines Luftwaffengendarmeriepostens, der der 1. Luftwaffendivision in Lahr in Westdeutschland angegliedert ist.[03] Ende 1948 umfasst das Detachement einen Stab, eine Gendarmerieabteilung (drei Brigaden, eine Reservebrigade und ein Büro für die Fahndungskartei, die mobile Staffel Nr. 9, zwei Sicherheitsstaffeln (von denen eine 1949 aufgelöst wurde), die im Quartier Napoléon stationiert waren, und eine Seebrigade in Tegel (die 1949 aufgelöst wurde).

Contrôles du secteur français avec la police de Berlin — Archives © Gendarmerie Nationale Berlin
Kontrollen des französischen Sektors mit der Berliner Polizei — Archiv © Gendarmerie Nationale, (Berlin)

In der Folgezeit ändern die beiden Staffeln mehrmals ihre Bezeichnung. [04] Im Juli 1952 wird der Gendarmeriezug abgeschafft. An seiner Stelle tritt ein « peloton porté de police judiciaire », der in jeder Sicherungsstaffel eingerichtet wird. Im Juli 1962 wird er zunächst als « groupe de police » judiciaire » (Gruppe der Kriminalpolizei) bezeichnet, im November 1967 dann als « compagnie prévôtale » (Polizeikompanie). Die Zahl der Unteroffiziere des Detachements wird von 535 auf 360 reduziert. Der Bau der Berliner Mauer führt nicht zu von nennenswerten organisatorischen Konsequenzen.

Inspection du général Cavarrot : présentation du bureau autorourte par le lieutenant Richard Lizurey et le chef Damerval (Exposé sommaire sur les conditions de transit en DDR — Archives Gendarmerie Nationale
Inspektion durch General Cavarrot: Vorstellung des Autobahnbüros durch Leutnant Richard Lizurey und Chef Damerval (Zusammenfassender Bericht über die Transitbedingungen in der DDR – Archiv © Gendarmerie Nationale (Berlin)

Im Gegensatz dazu kommt es nach den Ereignissen im Mai 1968 zu einer tiefgreifenden Umstrukturierung. Am 30. September wird das Berliner Detachement als Korps aufgelöst. Es wird zu einer einfachen Kommandoebene. Die Sicherheitsstaffel Nr. 2, die als mobile Einheit aufgestellt wurde, wirde ins Mutterland geschickt, um dort die Einheiten zur Aufrechterhaltung der Ordnung zu verstärken. Der Abbau des Personalbestands betrifft auch die Polizeikompanie. Um diesen Abgang zu kompensieren, wird im Quartier Napoléon eine Kompanie von Polizeischülern aufgestellt. Diese Schule bietet die gleiche Ausbildung wie im Mutterland, hat aber eigene Besonderheiten.

Instruction des élèves gendarmes — Archives © Gendarmerie Nationale Berlin
Ausbildung der Gendarmen — Fotoarchiv © Gendarmerie Nationale (Berlin)

Sie ist eine operative Kampfeinheit, die in das militärische Sicherheitsnetz Frankreichs integriert ist. Die Schüler trainieren in der sandigen Senke von Heiligensee und nehmen an dreiteiligen Manövern teil.[05]

Escadron de sécurité à l'entraînement — Archives © Gendarmerie Nationale Berlin
Sicherheitskommando beim Training — Fotoarchiv © Gendarmerie Nationale (Berlin)

Sie leisten auch Hilfsdienste für die interalliierte Kommandatur [06] und das Gefängnis in Spandau. Die Schule ist auch ein Schaufenster der Armee. Zahlreiche Auszubildende zeichnen sich bei militärischen Sportveranstaltungen aus.

Promotion Gendarmes à Berlin
Eine der letzten Gendarmenklasse in Berlin — Archiv © Foto Gendarmerie Nationale (Berlin)

In den folgenden zwei Jahrzehnten blieb die Zahl der Soldaten unter insgesamt 300 Offizieren, Offiziersrängen, Gendarmen und Gendarmerieschülern. Der Fall der Berliner Mauer und die deutsche Wiedervereinigung beschleunigen den Abzug des französischen Militärs und damit auch der Gendarmen. Die deutschen Behörden sind umso ungeduldiger, als sie den Unterhalt der französischen Einheiten finanzieren. Am 1. September 1991 besteht das D.G.B. nur noch aus 15 Offizieren, Feldwebeln und Gendarmen. Die Kompanie der Gendarmenschüler wird aufgelöst. 1994 gibt es in Berlin keine Gendarmen mehr (außer in der Botschaft).

II- Die ständigen Missionen

Die grundlegenden Aufgaben des D.G.B. werden schnell festgelegt. Mehrere von ihnen bleiben bis 1989 gültig. Bereits am 21. Januar 1946 werden in einer Anweisung die Einsatzbedingungen für die Gendarmerie auf Departement-Ebene und die Garde républicaine festgelegt. Oberstleutnant Guin, der das D.G.B. von 1951 bis 1956 befehligt, fasst den Handlungsrahmen perfekt zusammen: « Getreu den Grundsätzen, die ihr durch Artikel 1 der Verordnung vom 20. Mai 1903 über den Dienst der Gendarmerie diktiert werden, wacht die Berliner Gendarmerie über die öffentliche Sicherheit und sorgt für die Aufrechterhaltung der Ordnung und die Einhaltung der Gesetze. Sie bleibt somit eine Kraft, die im Wesentlichen die Ordnung, die Sicherheit der Franzosen und deren Eigentum schützt« .[07]

Siège de la Gendarmerie dans le secteur français de Berlin — Photo © Gendarmerie Nationale
Sitz der Gendarmerie im französischen Sektor Berlins – Foto © Gendarmerie Nationale (Berlin)

Zunächst einmal haben die “Gendarmes départementaux” die gleichen Befugnisse wie in Frankreich, indem sie die gerichtliche, administrative und militärische Polizei des französischen Sektors von Berlin übernehmen. Der so besondere Status der Stadt erfordert jedoch einige Anpassungen. Auf gerichtlicher Ebene erstreckt sich ihre Zuständigkeit auf Landsleute in Berlin, Deutsche, die in Angelegenheiten verwickelt sind, die Franzosen betreffen, und englische, amerikanische oder russische Staatsangehörige, die sich in ihrem Sektor aufhalten.

14 juillet 1984 à Berlin — Photo © Gendarmerie Natioanle
Tradition verpflichtet: Parade zum 14. Juli in Berlin (1984) – Archiv © Foto Gendarmerie Nationale (Berlin)

Am französischen Gericht sind die Gendarmen für den Sitzungsdienst und die Überstellungen zuständig. Darüber hinaus informieren sie die Militärbehörden ihres Landes über alle Ereignisse, die für die Sicherheit der Franzosen in Berlin von Interesse sein könnten. Sie arbeiten mit den Organen der öffentlichen Sicherheit, der militärischen Sicherheit, den Sonderdiensten und gegebenenfalls mit der deutschen Polizei zusammen. Schließlich stellen die Gendarmen die Militärpolizei bei den in Berlin stationierten französischen Soldaten und den durchreisenden alliierten Soldaten sicher.

Garde interalliée devant la Kommandatura — Archives © Photo Gendarmerie Nationale Berlin
Alliierte Wache vor der Kommandatura — Fotoarchiv © Gendarmerie Nationale (Berlin)

Die Staffeln der mobilen Gendarmerie sind speziell für die Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung und für Sicherheitsaufgaben zuständig. Einige Aufgaben sind dauerhaft, wie der Schutz von französischer oder alliierter Einrichtungen (das Quartier Napoléon, das Gebäude der Politischen Abteilung, das Kabinett des Generals, der Flughafen Tegel, die Interalliierte Kommandatur…), die Verkehrspolizei im Quartier Napoléon oder die Kontrolle der Zugangswege zum französischen Sektor auf der Straße (Posten Babelsberg oder Helmstedt) oder auf dem Schienenweg.

Archives © Gendarmerie Nationale
Manöver mit dem 17. RPGPhotoarchiv © Gendarmerie Nationale (Berlin)

Die große Besonderheit dieser Einheiten besteht darin, dass sie vollständig in das Verteidigungsdispositiv des französischen Sektors integriert sind.

Contrôle au Check-Point Alpha (Helmstedt) — Photo Gendarmerie Nationale Berlin
Kontrolle am Checkpoint Alpha (Helmstedt) – Foto: Gendarmerie Nationale (Berlin)
Patrouille limite secteur français — © Gendarmerie Nationale Berlin
Patrouille an der Grenze zum französischen Sektor – Fotoarchiv © Gendarmerie Nationale (Berlin)

Diese Situation spiegelt sich in einer verstärkten militärischen Ausbildung, ständige Patrouillen an der Grenze des französischen Sektors und regelmäßigen Übungen wider. Diese Männer sind dazu berufen, im Falle von öffentlichen Unruhen, Streiks oder Aufständen im Notfall Streikposten und Einsatzeinheiten zu stellen.

— Archives © Gendarmerie Nationale Berlin
Integrierte Verteidigungseinheiten im franz. Sektor. — Archiv © Gendarmerie Nationale (Berlin)

Parallel dazu führen die Sicherheitsstaffeln semipermanente Aufgaben aus. Von 1947 bis 1987 stellen sie Personal, um drei Monate im Jahr das Gefängnis in Spandau zu bewachen. Dort sind acht Nazi-Kriegsverbrecher inhaftiert. Durch Entlassungen wird Rudolf Heß bis zu seinem Tod im Jahr 1987 einziger Gefangener. Bei jedem Wachwechsel mit den Alliierten findet ein Appell statt.

Inspection des unités avant un exercice avec la police allemande — Archives Gendarmerie Nationale
Inspektion der Einheiten vor einer Übung mit der deutschen Polizei — Archiv Gendarmerie Nationale

Ebenso nehmen die mobilen Gendarmen an der verstärkten Kontrolle des Napoleonviertels oder an Verkehrssicherheitsschulungen für die Truppe teil. Im Bereich der militärischen Ausbildung nehmen die mobilen Gendarmen an zahlreichen Übungen und Manövern teil, die in Zusammenarbeit mit der französischen Armee, den Alliierten oder der deutschen Polizei organisiert werden. Namen wie Catch- all oder Straight-flush sind bereits Programm.

Jeeps d’escorte des personnalités — Archives © Gendarmerie Nationale Berlin
Jeeps zur Begleitung von Persönlichkeiten — Fotoarchiv © Gendarmerie Nationale (Berlin)

Darüber hinaus gibt es anlassbezogene Aufgaben. Bei der Ankunft hoher Persönlichkeiten wird ein Teil des Personals eingesetzt (Motorradbegleitung, Ehrenwache). Mobile Gendarmen bewachen auch die Botschaft bei jedem Aufenthalt des französischen Botschafters oder des Oberbefehlshabers der französischen Streitkräfte in Deutschland (C.C.F.A.). Außerdem wird bei Sportmeisterschaften punktuell Personal mobilisiert (Teilnehmer, Schiedsrichter, Zeitnehmer, Kontrolleure, Sekretäre…).

III- Die Entwicklung der Aufgaben: Von der Besetzung zum Schutz

Obwohl sich die grundlegenden Aufgaben des D.G.B. in den letzten 50 Jahren kaum verändert haben, wandelt sich seine Rolle aufgrund des Kontextes deutlich. 1945 ist diese Einheit in erster Linie eine Besatzungsmacht, die einer besiegten Nation die Bedingungen der Sieger aufzwingen soll. Die Franzosen zeigen sich in dieser Frage umso empfänglicher, als ihr Land selbst besetzt worden war. Die Gendarmen sind insbesondere damit beauftragt, Waffen zu entdecken, die noch in bestimmten Fabriken versteckt sind. Sie beteiligen sich auch an der Entnazifizierung der deutschen Gesellschaft, indem sie Kriegsverbrecher aufspüren und die Gründung von Geheimorganisationen beobachten (z.Bsp. « Edelweiss« ). Die starken Bevölkerungsbewegungen unterschiedlicher Nationa-litäten (Gefangene, Arbeitsdienstpflichtige, Deportierte) erschweren die Aufgabe der Gesetzeshüter. Darüber hinaus begünstigt die extreme Unsicherheit, in der die Berliner leben, die sich in den Trümmern der Stadt verschanzt haben, alle Arten von Schmuggel. Oberstleutnant Hurtrel schrieb im September 1946: « Die Klassenunterschiede sind im Elend verschwunden. (…) Die einzigen Besitzenden sind heute die Schwarzmarkthändler, deren Bekämpfung zwar in Angriff genommen wird, aber erst an dem Tag vollständig gelingen wird, an dem auf dem Markt vermehrt Lebensmittel und Gebrauchsgegenstände erscheinen« .[08]

In 1994 hätten die Gendarmen diese wunderschönen Mosaike, die von Gendarmen während ihres Einsatzes in Berlin angefertigt worden waren, besser nach Melun zurückbringen sollen. Nach monatelanger Verwahrlosung der Economats und schließlich einem Wiederaufbauprojekt hätte der Bauträger sie zumindest dem Alliiertenmuseum in Berlin schenken können. Anmerkung der Redaktion

Der Kalte Krieg verändert die Situation radikal. Die von den Sowjets verhängte Blockade führt zu einem ersten Bewusstwerden. Neben dem Kampf gegen den illegalen Handel erhalten die Gendarmen weitere Anweisungen, die die neuen Sorgen widerspiegeln. So werden die Gendarmeriebrigaden im Dezember 1948 aufgefordert, den Verkauf von Zeitungen unter sowjetischer Lizenz zu verbieten. Im selben Monat werden strenge Maßnahmen für die in West-Berlin stattfindenden Wahlen ergriffen. Das gesamte Personal des Detachements erhält ab dem 1. Dezember Ausgangsverbot. Es werden zahlreiche Patrouillen durchgeführt. Die Gendarmen bewachen die Wahllokale und richten feste Personenkontrollen ein.[09] Im Jahr 1949 werden die Familien der Gendarmen sogar evakuiert. Sie kehren erst nach und nach zurück.

Die Verteidigungspläne, die zu dieser Zeit erstellt werden, zeugen von den Sorgen der Zeit. Im Februar 1953 weist einer dieser Pläne den Gendarmen die Aufgabe zu, die Versammlung der im französischen Sektor stationierten alliierten Staatsangehörigen im Camp Napoléon zu schützen und den feindlichen Vormarsch so lange wie möglich aufzuklären und zu verlangsamen, indem sie die notwendigen Zerstörungen vornehmen.[10]

Hohenschönhausen — Photo © Joël-François Dumont
Das Gefängnis des NKWD und später der STASI in Hohenschönhausen – Foto © Joël-François Dumont

Die Aufklärung wird zu einer Priorität. Die Berichte der Gendarmerie berichten über die in der West- und Ostzone gesammelten Informationen (Flüchtlinge, Streiks…). Die Patrouillen an der Grenze des französischen Sektors werden immer häufiger. Um in diesem explosiven Kontext jede Entgleisung vermeiden, erhalten die Gendarmen strikte Anweisungen: « Zu keinem Zeitpunkt und unter keinen Umständen wird das Feuer eröffnet, solange die alliierten Streitkräfte nicht selbst von den Sowjets beschossen werden.« .[11]

CDT Benoît Haberbusch — Photo © DR

Im August 1961 erhöht der Bau der Berliner Mauer plötzlich die Spannun-gen. Am 14. August erhalten die Soldaten des Detachements in ihren Quartieren Ausgangsverbot. Ab dem 16. befinden sich die Sicherheitsstaffeln im Viertel Napoleon in ständiger Alarmbe-reitschaft.

In den folgenden Tagen berichteten die Gendarmen vom zahlreichen Eindringen sowjetischer Fahrzeuge in die französis-che Zone und von Versuchen, mit dem Mauerverlauf die französische Zonen-grenze zu verletzen.

Die Patrouillen, die an der Mauer ent-lang geschickt werden, werden immer zahlreicher, um die Entschlos-senheit des Westens zu zeigen.

Major Benoît Haberbush

— Foto-Rechte vorbehalten

Der Fortbestand der Mauer führt zu einer Zunahme der Aufgaben für die Gendarmen (Sektorpatrouillen, operative Alarmierung, Kontrolle am Checkpoint Charlie…).

Nach der Neuorganisation im Jahr 1968 wird der Dienst wieder normal und das Detachement konzentriert sich auf seine Kernaufgaben. Im Gegensatz zu den Alliierten beschränken die Gendarmen ihre Tätigkeit nicht auf die rein militärpolizeilichen Aufgaben. Sie behalten weitgehende justizvollzugliche Befugnisse. Im Laufe der Zeit entwickelt sich eine gewisse Zusammenarbeit mit der Berliner Polizei, auch wenn die französische Gemeinschaft relativ abgeschottet lebt. In den 1970er und 1980er Jahren bleiben die Spannungen mit dem internationalen Kontext verbunden. Der Fall der Mauer 1989 ist für die Mitarbeiter eine echte Überraschung, wie General Choquet, damals stellvertretender Oberstleutnant des Kommandeurs des Detachements, bestätigt hat.[12]

Schlussfolgerung

Das Zeit des Gendarmeriekommandos in Berlin stellt somit eine einzigartige Episode in der Geschichte der Armee dar. Die Generationen von Gendarmen, die in einem halben Jahrhundert aufeinander folgten, waren Zeugen des seltsamen Schicksals dieser Stadt, die zum Spielball zweier Großmächte wurde. Die bemerkenswerteste Tatsache bleibt jedoch zweifellos die Entwicklung dieser Truppe, die vom Besatzer zum Beschützer wurde, bevor sie von 1990 bis 1994 als Gasttruppe auf einem fremden, wieder souveränen Territorium endete.

Benoît Haberbusch

(*) Der promovierte Historiker Major Benoît Haberbush ist Mitinhaber des Lehrstuhls HiGeSeT und leitet die Abteilung Strategie und Forschung des Forschungszentrums der Offiziersschule der Gendarmerie Nationale (CREOGN).

[01] Bezeichnung für die mobilen Gendarmen von 1944 bis 1954.

[02] Am 23. Mai 1952 wurde von der Gendarmerieabteilung in Berlin ein Gedenkraum eingeweiht, um an die Gefallenen ihrer Abteilung in den Auslandseinsätzen zu erinnern. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden 244 Soldaten vom GDB gestellt.

[03] Ein erster Posten der Luftwaffengendarmerie, der 1945 eingerichtet wurde, wurde 1948 aufgelöst nach dem Abbruch der Viermächtebeziehungen in Berlin durch die Sowjets. Später wurde er wieder eingerichtet. Von anfänglich 3 Gendarmen steigt die Zahl der Soldaten 1949 auf 5 und nach 1975 auf 14.

[04] Anfang 1949 wurde die Sicherheitsstaffel Nr. 1 zur Sicherheitsstaffel Nr. 3, während die mobile Staffel Nr. 9 zur Sicherheitsstaffel Nr. 4 wurde. Im November 1951 änderte die Sicherheitsstaffel Nr. 4 erneut ihre Nummer und wurde zu Nr. 2. Im Juli 1952 war die Sicherheitsstaffel Nr. 3 an der Reihe und wurde zur Nr.1.

[05] Fast alle sind ehemalige einberufene oder verpflichtete Unteroffiziere.

[06] Die 1945 gegründete Kommandantur ist ein Organ, das die von den vier Besatzungsnationen erlassenen Gesetze umsetzte. Die USA, England, die UdSSR und Frankreich hatten dort jeweils einen ständigen Vertreter. Die Sowjets treten nach 1948 aus.

[07] Organisation und Dienst des Berliner Gendarmeriedetachements Nr. 50/4, Oberstleutnant Guin Kommandant des D.G.B., S.P. 50. 448, vom 8. März 1955, SHGN : Gendarmeriedetachement Berlins, R/4, 1954-1956.

[08] Bericht Nr. 319/4 des Staffelkommandant Hurtrel, der das D.G.B. kommandiert, an den General Oberkommandierenden der französischen Zone in Berlin, Berlin, 23. September 1946, SHGN: D.G.B., R/2, 1970 und R/4, 1945-1946.

[09] Einsatzbefehl Nr. 682/4 des Detachements zur Aufrechterhaltung der Ordnung für den 5. Dezember 1948 und die folgenden Tage von Oberstleutnant Hurtrel, der das D.G.B. kommandiert, S.P. 50.448, vom 2. Dezember 1948, S.H.G.N.: D.G.B., R/4, 1948-1949.

[10] Verteidigungsbefehl Nr. 41/4, Untergruppe Nr. 3, Oberstleutnant Hurtel Kommandant des D.G.B., S.P. 50.448, 26. Februar 1953, S.H.G.N.: FFA, D.G.B., R/4, 1948-1949.

[11] Brief Nr. 120/4 des Oberstleutnants Hurtrel, Kommandant des D.G.B., S.P. 50.448,1. Juli 1953, S.H.G.N.: FFA, D.G.B., R/4, 1948-1949.

[12] Interview mit General Choquet, Maisons-Alfort, 3. Juni 2002.

Siehe auch:

In-depth Analysis:

French Gendarmes in West-Berlin : In 1945, French gendarmes entered a devastated Berlin, a landscape of ruins where everything was scarce. Their first mission was that of an occupying force: hunting down Nazis and combating the black market that thrived on misery.

With the 1948 Blockade, the Cold War froze the new reality in place. The gendarmes, isolated at the heart of the enclave, underwent a transformation. From occupiers, they became the protectors of the French sector.

Their days were defined by symbolic and tense missions. They stood guard over Spandau Prison, watching over the last Nazi war criminals, including the infamous Rudolf Hess.

Then, in 1961, the Wall went up—a concrete scar splitting the city in two. They were placed on permanent alert. Their patrols ran along this symbol of oppression, their eyes turned eastward, ready for anything. They were no longer just gendarmes, but soldiers on the front lines of the Allied defense.

The fall of the Wall in 1989 signaled the end of their historic mission. After standing with the city for nearly half a century, the last gendarmes left Berlin in 1994.

From victors to guardians, they had been the silent witnesses and key players in Berlin’s journey from darkness to freedom.